Viele Studienfächer – Qual der Wahl
Deutschland ist ein Hochschulstandort ersten Ranges. 9.268 grundständige (= zu einem ersten Abschluß führende) Studiengänge gibt es, verteilt auf hunderte Fächer. Vom Bachelor in Abfallwirtschaft und Altlasten an der TU Dresden bis zum Bachelor in Zeitgenössischem Tanz, Kontext, Choreographie an der Hochschule der freien Künste in Berlin reicht das verwirrende Angebot. Und dazu kommen dann noch diverse konsekutive und nicht-konsekutive Master.
Auch wenn klassische Studienfächer wie Betriebswirtschaft, Medizin oder Rechtswissenschaft immer noch einen großen Teil der Studierenden binden, ist die Wahl des richtigen Faches heute sehr schwierig geworden. Nimmt man ausländische Studiengänge noch hinzu, sieht man sich in einem Universum der Unüberschaubarkeit gefangen.
Hilfreich ist der Gedanke, dass es gar nicht das (!) richtige Studienfach gibt, sondern eine ganze Reihe davon. Ob man Betriebswirtschaft oder Volkswirtschaft studiert macht im Studienverlauf sicher einen Unterschied, aber das Interesse an ökonomischen Fragestellungen und Problemlösungsansätzen macht doch die entscheidende Gemeinsamkeit aus. Ohne dieses Interesse sind beide Studiengänge nicht zu empfehlen.
Am Anfang der Wahl des Faches (oder der Studienfächer) steht also erstens eine genaue Analyse dessen, was man will und wofür man sich interessiert. Danach sollte man aber überprüfen, ob man das Interessenstudium über Jahre hinweg auch durchhalten kann, denn auch interessierte Studenten kommen an tote Punkte und unerwartete Hürden. So verlangt jedes wirtschaftswissenschaftliche Studium auch mathematisch angehauchte Klausuren, von Statistik über Wirtschaftsmathematik bis zur Wirtschaftsinformatik. Rein ökonomische Fragestellungen werden da schnell verlassen, und nur wer mathematisches Grundtalent hat, oder sich sehr hart fordern und quälen kann, hat eine Chance, das Interessenstudium auch durchzuhalten.
Lässt sich die Frage nach den eigenen Interessen und der eigenen Durchhaltefähigkeit vorsichtig bejahen, müssen weitere Gesichtspunkte bedacht werden. Insbesondere der nach der Verwendbarkeit auf dem Arbeitsmarkt und die zwingenden Arbeitsmodalitäten. So lässt sich nach einem Bachelorstudium der Agrarwissenschaften an der Universität Göttingen ein Master in Pferdewissenschaften anschließen. Wer sich dafür interessiert muss sich aber nicht nur fragen, ob er beide Studiengänge schaffen kann und ob er Pferde mag. Sondern er muss sich vor allem fragen, ob er die Pferdebesitzer mag. Denn die werden seine künftigen Arbeitgeber sein. Wer also statusorientierte Neu- oder Altreiche ablehnt, sollte trotz Neigung und Fähigkeit etwas anderes studieren, wo er ihren Launen nicht ausgesetzt ist.
Erst wenn all diese Fragen abgearbeitet sind, sollte die Wahl der Studienfächer erfolgen.